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Interdisziplinäres DFG-Forschungsprojekt „NORMAL#VERRÜCKT Zeitgeschichte einer erodierenden Differenz“

Seit Anfang 2022 gibt es eine kleine Arbeitsgruppe zum Thema „normal#verrückte Kunst. Werke aus psychiatrischem Kontext zwischen Exklusion und Inklusion nach 1945“ an der Sammlung Prinzhorn, bestehend aus Prof. Dr. Maike Rotzoll, Medizinhistorikerin an der Universität Marburg, PD Dr. Thomas Röske, Kunsthistoriker und Leiter der Sammlung Prinzhorn, Caterina Gümpel, Kunsthistorikerin und Doktorandin/Heidelberg, sowie Dr. Christof Beyer, Medizinhistoriker und Wissenschaftlicher Mitarbeiter/Marburg. Die Gruppe ist Teil des größeren interdisziplinären, von der DFG geförderten Forschungsprojekts „normal#verrückt. Zeitgeschichte einer erodierenden Differenz“, an dem vor allem Mitarbeitende mehrerer medizinhistorischer Institute in Deutschland beteiligt sind.
Im Heidelberger kulturwissenschaftlichen und kunsthistorischen Projekt geht es um die Erforschung der veränderten Wahrnehmung und Rezeption einer Reihe künstlerischer Werke Psychiatrieerfahrener zwischen 1945 und 1990, vor allem um solche, die zunächst noch Ärzte psychiatrischer Einrichtungen als diagnostisches Hilfsmaterial verwendeten, die später aber als Art Brut oder Outsider Art Teil des gesamtgesellschaftlichen Kunstbetriebs und Kunstmarkts wurden. Wie in den anderen Teilprojekten von „normal#verrückt“ lässt sich auch im Bereich der Kunst feststellen, dass keine radikale Umwertung von „verrückt“ stattfand, sondern dass bestimmte Charakteristika der früher „psychopathologische Kunst“ genannten Werke weiterhin Aufmerksamkeit fanden, aber unter anderen Vorzeichen. So wurde, was Psychiater*innen als „Symptom“ psychischer Krankheit ansahen, nun etwa zum Anzeichen besonderer Authentizität. Doch der Wandlungsprozess ist komplex, beruht auf dem Austausch zwischen verschiedenen Akteur*innen (Künstler*innen, Kurator*innen, Galerist*innen, Sammler*innen, Psychiater*innen) und ist erst in wenigen Facetten ansatzweise erforscht, wie zum Beispiel die Sektion „Bildnerei der Geisteskranken“ auf der documenta 5, 1972.

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