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24./25. Mai 2013

Internationale Fachtagung „Ethische Fragen zu Outsider Art“

Infomappe zur Tagung

Die Fachtagung hat das Ziel mit Beiträgen aus verschiedenen Perspektiven zu klären, was einen ethisch verantwortlichen Umgang mit Kunstwerken und Künstlern aus dem Bereich der Outsider Art ausmacht. Diese Frage ist bei der heutigen Position von Outsider Art im Kunstmarkt wichtiger denn je und doch noch nie konzentriert angegangen worden. Der Input mehrerer Vorträge von Wissenschaftlern und Fachleuten aus ganz Europa soll einen Überblick über die verschiedenen Aspekte des Themas geben und die Tagungsteilnehmer in die Lage versetzen, am Ende der Veranstaltung entsprechende Empfehlungen der European Outsider Association, der europäischen Plattform für Offene Ateliers und andere Institutionen für Outsider Art, kritisch zu diskutieren.

Seit Anfang der 1970er Jahre ist Outsider Art ein wachsender Sektor der Kunstszene und des Kunstmarktes. Unter diesem Begriff, der ursprünglich, 1972, als Übersetzung des 1945 von Jean Dubuffet geprägten Terminus Art brut eingeführt worden ist, werden künstlerische Werke von Laien zusammengefasst, die sich keiner zeitgenössischen Kunstströmung zuordnen lassen und durch Originalität von Form und Inhalt beeindrucken. Zum größten Teil wird Outsider Art von Menschen mit geistiger Behinderung oder Psychiatrie-Erfahrung geschaffen, die oftmals Kunst und künstlerisches Tun als existentielles Vehikel einsetzen, zur Kompensation erlittener Defizite.

Mittlerweile gibt es nicht nur auf Outsider Art spezialisierte Galerien und Privatsammler, sondern auch eigene Auktionen, Messen und Museen (das 2001 eröffnet Museum Sammlung Prinzhorn ist eines davon). Die jüngste Entwicklung  besteht in der Integration von Outsider Art in Sammlungen und Museen von Gegenwartskunst, die sich lange Zeit zwar hat anregen lassen von Werken am Rande professioneller europäischer Kunst, aber nur selten gemeinsam damit ausgestellt wurde.

Ethische Probleme ergeben sich bereits im Sprechen über Outsider Art und deren Schöpfer, weil ihr Absetzen von Ausstellungskunst und –künstlern eines Mainstream oftmals genauso zu negativer wie positiver Diskriminierung ausschlagen kann. Vor allem der Umgang mit dem besonderen Erfahrungshintergrund von Menschen mit psychiatrischer Diagnose wirft Fragen auf, da Inhalt und gedachte Funktion ihrer künstlerischen Werke zwar oftmals eng mit ihren Ausnahmeerfahrungen zusammenhängen, darauf aber nicht reduziert werden sollten.

Viele Outsider-Künstler sind zudem nicht in der Lage, sich selbst in der Kunstszene und auf dem Kunstmarkt zu vertreten, da ihnen das Rechnen mit dem Blick von außen sowie wirtschaftsrationale Denkweise kaum vertraut sind. Hat der Künstler keinen Vermittler, ist verantwortungsbewusstes Handeln beim Kurator, Händler oder Käufer gefragt. Gelegentlich vermitteln Betreuer oder Therapeuten, mehrheitlich übernehmen diese Aufgabe jedoch Leiter künstlerischer Werkstätten, die heute zumeist Offene Ateliers genannt werden. Unter diesem Begriff werden Ateliers zusammengefasst, in denen kunstinteressierten Laien mit geistiger Behinderung und/oder Psychiatrie-Erfahrung Grundbedingungen zum künstlerischen Schaffen geboten werden. Sie können allerdings ganz unterschiedlich organisiert sein.

Treten Personen und Institutionen als Vermittler auf, kann die Frage entstehen, wem die entsprechenden Werke eigentlich gehören. Heute fällt eine Entscheidung wesentlich seltener zugunsten der Vermittlungsinstanz aus denn früher, als etwa Psychiater die Werke ihrer Patienten fraglos für sich beanspruchten. Doch gibt es immer noch Situationen, in denen die Eigentumsfrage nicht leicht zu entscheiden ist, etwa bei unerlaubt entstandenen, raumgreifenden Environments.

Die Tagung wird getragen vom Zusammenspiel zwischen Vortragenden, Panelgästen und Moderatoren. Pro Vortrag/Panel + Moderation ist eine Zeitstunde als Dauer vorgesehen. Die Vorträge sollen jeweils nicht länger als 20 Minuten dauern; der Moderation kommt nicht nur eine Vermittlung von Vortrag/Vortragenden und Publikum zu, sondern z.T. die Rolle kritischen Co-Referierens, das die Inhalte der Vorträge in einen weiteren Kontext stellt. Deshalb ist es wichtig, dass auch die Moderatoren ausgewiesene Fachmänner/-frauen für die angesprochenen Themen sind. Das Publikum soll als Diskussionspartner ernst genommen werden. Deshalb ist es wichtig, dass für die Diskussion ausreichend Zeit zur Verfügung steht.

Die Tagungssprache ist Englisch; nur in einem Fall (di Stefano) wird es nötig sein, während des Vortrags zusammenfassend zu übersetzen.

Die Beiträge sollen später in einem Reader gedruckt vorgelegt werden. Aufgabe an die Referenten wird es sein, die Ergebnisse des Austausches mit dem jeweiligen Moderator und dem Publikum in ihre Beiträge einzuarbeiten.

Die Tagung ist bewusst stark international angelegt. Es ist uns außerdem wichtig, dass zentrale ethische Fragen um Außenseiterkunst im Dialog von erfahrenen und neuen Vertretern des Feldes diskutiert werden.

 

Wir danken den Sponsoren der Tagung:

Stadt Heidelberg - Stiftung

Otto- und Karin-Brass Stiftung

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