Sammlung Künstler*innen

Agnes Richter

selbst genähtes und mit autobiographischen Texten besticktes Jäckchen von Agnes Richter
Agnes Emma Richter, selbst genähtes und mit autobiographischen Texten besticktes Jäckchen, 1895, Inv.Nr. 743 © Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg

(Zottewitz 1844 – 1918  Heil- und Pflegeanstalt Hubertusburg)

Agnes Emma Richter wuchs nach dem frühen Tod des Vaters zusammen mit drei Geschwistern bei der Mutter auf. Sie arbeitete als Hausmädchen zunächst in Dresden und dann acht Jahre in Amerika, wo sie eine erhebliche Summe ansparte. 1888 kehrte sie nach Dresden zurück und arbeitete zuletzt als Näherin. Die alleinstehende Frau rief mehrmals die Polizei, da sie sich bedroht fühlte und um ihre Ersparnisse fürchtete. 1893 wurde sie aufgrund von Unruhe und Hausfriedensbruch zunächst in die Dresdner Anstalt gebracht und später nach Hubertusburg überwiesen, alsbald entmündigt. In der Krankenakte  wird sie beschrieben als für ihre fast fünfzig Jahre älter aussehende blasse und durch eine Seitwärtskrümmung der Wirbelsäule “mißgestaltete” Frau, die “für sich und andere” eine Gefahr darstelle. Worin diese bestand, wird nicht ausgeführt. Weiterhin wird berichtet, dass sie sich zunehmend über die Polizei – die sie in ihrer Angst anfänglich zu Hilfe rief, sie dann aber in die Anstalt brachte –- wortreich ärgerte, was als Erregungszustand und Indiz ihrer unheilbaren Geistesstörung gewertet wurde. Nach fünfundzwanzig Jahren Anstaltsleben starb sie in Hubertusburg.

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